Die Nichte Elisabeth war in Wirklichkeit eine Schwiegertochter. Elisabeth wurde 1207 als Tochter des ungarischen Königs Andreas II. und der Gertrud von Andechs aus dem bedeutenden Haus Andechs-Meranien geboren. Dieses Adelsgeschlecht war auch in Ostfranken zuhause (einer der prominentesten Vertreter war der Bamberger Bischof Ekbert von Bamberg, der den »Ekbert-Dom« initiierte). 1211 wurde sie bereits nach Thüringen gebracht, wo sie 1221 mit dem nunmehrigen Landgrafen Ludwig von Thüringen verheiratet wurde, der die Wartburg prachtvoll ausbauen ließ: eine gute, auf Liebe gegründete Ehe. Nachdem Ludwig 1227 auf einem Kreuzzug gestorben war, geriet sie unter den Einfluss ihres geistlichen Beraters, des gefürchteten Inquisitors Konrad von Marburg. Nach schweren familiären Konflikten ging sie über Pottenstein (in der Fränkischen Schweiz) nach Marburg, wo sie mit nur 24 Jahren starb. Sie wurde aufgrund ihrer karitativen Leistungen und religiösen exzessiven Übungen bereits 1235 heilig gesprochen und wird bis heute als die Heilige der Barmherzigkeit verehrt.
Die meisten Figuren, die Richard Wagner in seinem Tannhäuser untergebracht hat, sind Personen der Geschichte, andere entstammen der Mythologie. Doch auch die historisch verbürgten Gestalten entsprechen nur teilweise dem, was wir über sie wissen. Da genau zehn Protagonisten solistisch auftreten und zwei kleine singende Gruppen gewöhnlich aus dem Personal des Chors besetzt werden, bietet es sich im Jahr der Neuinszenierung des Tannhäuser an, diese zwölf Personen und Kleingruppen von Frank Piontek auf ihre historische Realität überprüfen zu lassen.