Freunde treffen Freunde • Gespräch mit Valentin Schwarz

„Wahrheit will gemeinsam entdeckt werden“ – „Ring“-Regisseur Valentin Schwarz gab heute Einblicke in seine Arbeit

Er will kein Aufklärer sein, er möchte aber auch nicht verwirren: Valentin Schwarz, Regisseur der aktuellen „Ring“-Inszenierung bei den Bayreuther Festspielen. Bei einer Veranstaltung der Gesellschaft der Freunde von Bayreuth berichtete Valentin Schwarz im Gespräch mit dem Kulturjournalisten Frank Piontek über seine Arbeit, seine Herangehensweise an Wagner und erläuterte das eine oder andere Detail aus seiner durchaus auch umstrittenen Inszenierung.

„Ich glaube an ein wahnsinnig aktives und aufgeklärtes Publikum“, sagte Valentin Schwarz. In Bayreuth treffe dies auch zu, wenn man das „einzigartige Erregungs- und Aufregungspotential“ so verfolge. Der junge österreichische Regisseur sah dies durchaus positiv: „Hier beschäftigen sich die Leute damit“. Sein Ziel sei es, Erfahrungen zu ermöglichen und gemeinsam mit dem Publikum die Wahrheit zu entdecken.

Das gelte ganz besonders für den „Ring“. Gleich mehrfach sprach Valentin Schwarz bei der Veranstaltung von einem „Mammutwerk“. Beim „Ring“ handle es sich um den „Höhepunkt den Musiktheaters“, so der Regisseur, der eigentlich schon 2020 Premiere feiern wollte. Corona-bedingt wurde die Inszenierung auf dieses Jahr verschoben.

Nicht immer waren die Teilnehmer der Veranstaltung einer Meinung mit Valentin Schwarz. Da war die Rede davon, dass man vor dem Werk Richard Wagners auch Respekt haben sollte. Der Regisseur konterte, dass er ja mit seiner Arbeit versuche, die Einfälle des Komponisten an das Publikum von heute heranzuholen. Eingriffe, Schärfungen und manchmal auch Widersprüche seien dabei durchaus legitim. Schließlich blicke man auf den Ring anders als vor 150 Jahren. Was er aber auf keinen Fall beabsichtige, ist es, das Publikum absichtlich zu verwirren.

Für Verwirrung sorgte dagegen die Frage einer Zuhörerin an Valentin Schwarz, ob er mit seinen 33 Jahren denn schon reif genug sei, den „Ring“ zu inszenieren. „Ich werde in den kommenden Jahren auch älter und reife nach“, sagte Valentin Schwarz schmunzelnd. Moderator Frank Piontek erinnerte an Patrice Chereau, dem Regisseur des unvergessenen Jahrhundertrings aus dem Jahr 1976. Chereau war damals auch erst 32 Jahre jung und brachte es in der Folge als Film-, Theater- und Opernregisseur zu weltweiter Berühmtheit.

So wie es Chereau damals tat, kündigte auch Valentin Schwarz an, den Bayreuther Werkstattgedanken ernst zu nehmen und das eine oder andere noch zu verändern. Die „Werkstatt“ sei einer der wesentlichen Punkte Bayreuths. Ihm sei es wichtig, dass sich sein „Ring“ weiterentwickelt: Ohnehin hänge das Musiktheater von so vielen Faktoren ab, dass es praktisch jeden Abend neu entstehe. „Einen Endpunkt gibt es nicht, die ständige Transformation ist ein wesentlicher Teil des Musiktheaters.“

Text und Bild: Stephan Herbert Fuchs

Valentin Schwarz und Dr. Frank Piontek in der Klaviermanufaktur Steingraeber