Kaum ein Werk Richard Wagners ist so umstritten wie der Parsifal. Von je her war man sich darüber uneinig, welchen Sinn das »Bühnenweifestspiel« besitzt. Dr. Frank Piontek wird anlässlich der Neuinszenierung des Parsifal bei den Bayreuther Festspielen 2023 einige Sätze aus der Deutungsgeschichte des Stücks holen und einordnen.
Richrd Wagner
Wagner selbst bezeichnete sein Werk gegenüber Cosima Wagner als seine »letzte Karte«. In einem wesentlich früheren Stadium der Werkentstehung betonte er das »Grundböse« des Stücks: Der Mittelpunkt sei Amfortas, der nichts als sterben möchte, aber angesichts »seiner Wunde« und des (ihn anklagenden) Grals nicht zu sterben vermag. Von hier aus deutet Wagner die Handlung in einem größeren Zusammenhang: »Leiden der Menschheit in alle Ewigkeit fort!« »Liebe – Glaube – Hoffen?« – so lautet Wagners, für Ludwig II. 1880 notierte Überschrift zum Vorspiel des Parsifal. Das Fragezeichen weist darauf hin, dass mit dem Finale seines »Weltabschiedswerks« noch kein »erlösender« Endpunkt des »Leidens der Menschen« erreicht sei, das mit dem Leiden (und der »Sünde«) des Amfortas parallelisiert wird.