Friedrich Nietzsche

»Dies Nonnen-Äugeln, Ave-Glockenbimmeln (…) Denn was ihr hört, ist Rom – Roms Glaube ohne Worte!«

Für Nietzsche war Wagner 1888 ein falscher, da »undeutscher« Prophet, ein »Apostel der Keuschheit«, der »Parsifal« ein »Attentat gegen die Sittlichkeit«. Der Vorwurf an Wagner, dass dieser plötzlich »fromm« geworden sei, speist sich einerseits aus Nietzsches kategorischer Ablehnung gegen die Person Wagner, zum anderen aus dem Verständnis des »Parsifal« als grundchristliches, in diesem Sinne: erzkatholisches Werk, wozu einzelne Elemente – die Gralsenthüllung als (allerdings pervertiertes) Abendmahl und die christusgleiche Erscheinung Parsifals im 3. Akt – die Zeitgenossen provozieren mussten, die gerade (1887) den »Kulturkampf« mit den »Ultramontanen«, also den Katholiken, beendet hatten.