Tristan und Isolde-Rätselsätze

Des Schweigens Herrin
heißt mich schweigen:
faß ich, was sie verschwieg,
verschweig ich, was sie nicht faßt.

Wagner selbst hat die Stelle ausnahmsweise erläutert. In einem Brief an Albert Hahn schrieb er am 5. März 1876 seine Interpretation nieder: »Du, Isolde, bist im Schweigen Meisterin; fasse ich aber, was Du verschweigst« (gemeint ist: Deine, Isoldes, Liebe zu mir, Tristan), »so verschweige ich (von Deiner Schweigens-Kunst belehrt), was ich nicht fasse, nämlich dass die höchste Ehre mir verbietet Dir zu gestehen, warum ich Dir nicht auch meine Liebe offen gestehe und zeige«. Wagner bezog sich auch auf die Wendung »Des«: »Nun gebraucht man aber ‚des‘ für ‚Meister‘, ich bin des Schweigens Herr, oder ich muss der Sache Herr werden. Meisterin klänge hier steif und pedantisch, darum ‚Herrin‘«.

Kein Bühnenwerk Richard Wagners verfügt über so viele hermetische, d.h. schwer deutbare Formulierungen und Sätze wie Tristan und Isolde. Anlässlich der Neuinszenierung der »Handlung« hat sich Dr. Frank Piontek die seltsamsten dieser Rätselsätze herausgesucht, um sie zu interpretieren.