Freunde treffen Freunde • Eberhard Friedrich

Eberhard Friedrich (Foto: Fuchs)

 

Seit 25 Jahren arbeitet er für das Klangwunder von Bayreuth: Eberhard Friedrich, gebürtiger Darmstädter, trat 1993 als Assistent von Norbert Balatsch seinen Dienst auf dem Grünen Hügel an, im Jahr 2000 wurde er dessen Nachfolger als Chordirektor. Wie es ihm gelingt, aus 134 einzelnen Stimmen einen großen Chor zu formen, was ein Chordirektor sonst so macht und wo die größten Herausforderungen liegen, das erzählte Friedrich bei einer Matinee der Gesellschaft der Freunde von Bayreuth.

Singen können ohnehin alle, was braucht es da noch einen Chordirektor, könnte man meinen. Tatsächlich ist der überwiegende Prozentsatz der Sängerinnen und Sänger hauptberuflich an Opernhäusern und in Rundfunkchören tätig. Nur einige gehen anderen Berufen nach, haben aber dennoch ein Gesangsstudium absolviert, berichtete Friedrich. Um aus dem Chor das zu formen, was am Ende das Gesamterlebnis ausmacht, sei aber schon noch »jede Menge Feinschliff notwendig«. Wo muss heller, wo dunkler gesungen werden, an welchen Stellen ist eine besondere Phrasierung notwendig, wann soll lauter, wann leiser gesungen werden, all das sind die Fragen, mit denen sich der Chorleiter beschäftigt. »134 Damen und Herren dazu zu bewegen, zur gleichen Zeit dasselbe zu tun, das ist meine Arbeit«, sagt er.

Als Beispiel führt Friedrich den Chor der Mannen in der Götterdämmerung an und setzt ihn in Vergleich zum Pilgerchor aus dem Tannhäuser. Während der erste laut, massiv und brachial gesungen wird, müsse der zweite sehr weich, zurückhaltend, demutsvoll aufgeführt werden. »So etwas herauszustellen, auch das gehört dazu«, so Friedrich.

Ein besonderer Reiz der Oper liege für ihn im Umgang mit immer neuen Inszenierungen. Oper, das sei auch immer die Synergie dessen, was der Regisseur, der Dirigent und schließlich auch er wollten. Auch logistische Dinge seien dabei wichtig, beispielsweise wie viele Kostüme jeder einzelne Sänger in einer Aufführung tragen müsse oder wann und in welchem Tempo das Umziehen stattfinden soll.

Groß ist die Fluktuation im Chor der Bayreuther Festspiele nicht. »85 bis 90 Prozent der Sängerinnen und Sänger kommen jedes Jahr wieder«, sagte Friedrich. Dazu fänden pro Jahr zwei Vorsingen, eines in Berlin, das andere in Bayreuth, statt. Wer vorgesungen hat und für gut befunden wurde, der komme in eine Kartei und daraus werde dann der Chor für das kommende Jahr zusammengestellt.

Eberhard Friedrich war Anfang der 1990er Jahre in Wiesbaden engagiert, als er Kontakt zu seinem Vorgänger Norbert Balatsch aufnahm und sich um eine Assistenz in Bayreuth bemühte. 1993 war es dann soweit, schon 1994 wurde er zusammen mit Milan Maly offizieller Stellvertreter von Balatsch.

Studiert hat Friedrich Chorleitung und Dirigieren unter anderem bei Helmuth Rilling in Frankfurt am Main. Stationen seiner Karriere waren die Theater in Koblenz und Wiesbaden, 15 Jahre lang war er Chordirektor der Staatsoper Unter den Linden in Berlin, seit 2013 ist er in gleicher Funktion an der Hamburgischen Staatsoper tätig.

Stephan Herbert Fuchs

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