Jugendmitglieder zu Besuch in Bayreuth

Am Freitag und Samstag statteten unsere Jungen Mitglieder, sowie Gäste des Opernstudio Köln und des Staatstheaters Stuttgart, Bayreuth einen Besuch ab. Gemeinsam konnten sie die Generalproben von Tristan und Isolde und Der fliegende Holländer erleben.

Zusätzlich zu den Generalprobenbesuchen konnten die Jugendlichen die innere Welt des Grünen Hügels entdecken. Wir danken Herrn Lippert und Herrn Angebrandt ganz herzlich für eine besondere Führung – den Jugendlichen wurde somit ein authentischer und einmaliger Einblick hinter die Kulissen ermöglicht, der noch lange nachhalten wird.

Finden Sie unten Impressionen der vergangenen beiden Tage:

Wir freuen uns auf Sie! Welcome to Bayreuth! Bienvenue à Bayreuth!

Die Zeit der Festspiele rückt immer näher – wir haben alles vorbereitet und freuen uns sehr auf ein Wiedersehen mit Ihnen, auf die Festspielzeit, auf spannende Inszenierungen und natürlich die wundervolle Musik!

The time of the Bayreuth Festival is getting closer and closer – we have prepared everything and are very much looking forward to seeing you again, to the Festival season, to exciting productions and of course to the wonderful music!

Intermezzi • Impressionen

Bei den diesjährigen Intermezzi konnten sich wieder Mitglieder und Freunde aus aller Welt auf dem schönen Westbalkon des Festspielhauses über Wagner, die Inszenierungen und Musik austauschen oder mit unseren Gästen ins Gespräch kommen. Gäste waren Mitwirkende und Mitarbeiter der Festspiele, u.a. Daniela Köhler (Brünnhilde in „Siegfried“), Peter Krottenthaler (Technischer Leiter der Festspiele), Roland Schwab (Regisseur „Tristan und Isolde“), Vanessa Zuber (Stipendiatin der Gesellschaft der Freunde), Daniel Kirch (Loge „Rheingold“) und Manni Laudenbach (Oskar „Tannhäuser und der Sängerkrieg auf Wartburg“) sowie Musiker aus dem Festspielorchester.

Hier Impressionen einiger Termine aus dem Sommer 2022.

Freunde treffen Freunde • Gespräch mit Valentin Schwarz

„Wahrheit will gemeinsam entdeckt werden“ – „Ring“-Regisseur Valentin Schwarz gab heute Einblicke in seine Arbeit

Er will kein Aufklärer sein, er möchte aber auch nicht verwirren: Valentin Schwarz, Regisseur der aktuellen „Ring“-Inszenierung bei den Bayreuther Festspielen. Bei einer Veranstaltung der Gesellschaft der Freunde von Bayreuth berichtete Valentin Schwarz im Gespräch mit dem Kulturjournalisten Frank Piontek über seine Arbeit, seine Herangehensweise an Wagner und erläuterte das eine oder andere Detail aus seiner durchaus auch umstrittenen Inszenierung.

„Ich glaube an ein wahnsinnig aktives und aufgeklärtes Publikum“, sagte Valentin Schwarz. In Bayreuth treffe dies auch zu, wenn man das „einzigartige Erregungs- und Aufregungspotential“ so verfolge. Der junge österreichische Regisseur sah dies durchaus positiv: „Hier beschäftigen sich die Leute damit“. Sein Ziel sei es, Erfahrungen zu ermöglichen und gemeinsam mit dem Publikum die Wahrheit zu entdecken.

Das gelte ganz besonders für den „Ring“. Gleich mehrfach sprach Valentin Schwarz bei der Veranstaltung von einem „Mammutwerk“. Beim „Ring“ handle es sich um den „Höhepunkt den Musiktheaters“, so der Regisseur, der eigentlich schon 2020 Premiere feiern wollte. Corona-bedingt wurde die Inszenierung auf dieses Jahr verschoben.

Nicht immer waren die Teilnehmer der Veranstaltung einer Meinung mit Valentin Schwarz. Da war die Rede davon, dass man vor dem Werk Richard Wagners auch Respekt haben sollte. Der Regisseur konterte, dass er ja mit seiner Arbeit versuche, die Einfälle des Komponisten an das Publikum von heute heranzuholen. Eingriffe, Schärfungen und manchmal auch Widersprüche seien dabei durchaus legitim. Schließlich blicke man auf den Ring anders als vor 150 Jahren. Was er aber auf keinen Fall beabsichtige, ist es, das Publikum absichtlich zu verwirren.

Für Verwirrung sorgte dagegen die Frage einer Zuhörerin an Valentin Schwarz, ob er mit seinen 33 Jahren denn schon reif genug sei, den „Ring“ zu inszenieren. „Ich werde in den kommenden Jahren auch älter und reife nach“, sagte Valentin Schwarz schmunzelnd. Moderator Frank Piontek erinnerte an Patrice Chereau, dem Regisseur des unvergessenen Jahrhundertrings aus dem Jahr 1976. Chereau war damals auch erst 32 Jahre jung und brachte es in der Folge als Film-, Theater- und Opernregisseur zu weltweiter Berühmtheit.

So wie es Chereau damals tat, kündigte auch Valentin Schwarz an, den Bayreuther Werkstattgedanken ernst zu nehmen und das eine oder andere noch zu verändern. Die „Werkstatt“ sei einer der wesentlichen Punkte Bayreuths. Ihm sei es wichtig, dass sich sein „Ring“ weiterentwickelt: Ohnehin hänge das Musiktheater von so vielen Faktoren ab, dass es praktisch jeden Abend neu entstehe. „Einen Endpunkt gibt es nicht, die ständige Transformation ist ein wesentlicher Teil des Musiktheaters.“

Text und Bild: Stephan Herbert Fuchs

Valentin Schwarz und Dr. Frank Piontek in der Klaviermanufaktur Steingraeber

Freunde treffen Freunde • Gespräch mit Roland Schwab

Poesie und Schönheit, das ist es, worauf Roland Schwab, der Regisseur der aktuellen „Tristan“-Inszenierung bei den Bayreuther Festspielen, setzt. Bei einer Veranstaltung der Gesellschaft der Freunde von Bayreuth plauderte der 52-Jährige ein wenig aus dem Nähkästchen, gab Einblicke in seine Arbeit und seine Herangehensweise.

Nachdem ihm erst Mitte Dezember die Anfrage aus Bayreuth erreicht hatte, habe er sämtliche Stätten der „Tristan“-Komposition Richard Wagners besucht und sei danach auf die Idee gekommen, ein „Manifest der Schönheit“ zu schaffen. Nach seinem Aufenthalt in der Villa Wesendonck, in Venedig und im Schweizer Hof am Vierwaldstätter See sei er zu dem Schluss gekommen, dass er in seiner Inszenierung Gefühl, Schönheit und Ästhetik zulassen werde. Damit fügt sich die Inszenierung nach der Auffassung von Roland Schwab zum einen sehr gut in den Kontext der Festspiele 2022 ein, zum anderen sei sein „Tristan“ „am richtigen Platz in dieser hässlichen Zeit“.

Beim Publikum stieß der Regisseur damit ganz offensichtlich auf große Zustimmung. Sie vermisse die Schönheit in vielen Inszenierungen total, sagte einer Besucherin bei der Talkrunde. Sie sei Ronald Schwab überaus dankbar, dass er dies in seiner Inszenierung so zum Ausdruck bringe. Das habe er ganz bewusst so gemacht, bekräftigte Roland Schwab. Er habe ganz bewusst auch eine Gegenwelt zu den vorhergehenden „Tristan“-Inszenierungen von Katharina Wagner und Christoph Marthaler schaffen wollen. Mit dem LED-Feld auf der Bühne sei nicht zuletzt eine Assoziation zur berühmten Scheibe aus den Inszenierungen Wieland Wagners in den 1950er Jahren geschaffen worden. Eher zufällig gebe es im dritten Aufzug auch eine Verbindung zur Bilderwelt Caspar David Friedrichs.

Grund dafür, dass die „Tristan“-Aufführung heuer nur zwei Mal auf dem Spielplan stand, sei es gewesen, dass die Neuinszenierung als eine Art Joker für einen möglichen Corona-bedingten Ausfall einer der großen Chorwerke „Lohengrin“ und „Tannhäuser“ gedacht war. Hätte eine Aufführung dieser beiden Werke abgesagt werden müssen, dann wäre eine „Tristan“-Aufführung kurzfristig in den Spielplan aufgenommen worden. Auch im kommenden Jahr werde es bei den Festspielen nur zwei Aufführungen der Inszenierung von Roland Schwab geben.

Als „ganz komische Situation“ bezeichnete Roland Schwab den Dirigentenwechsel kurz vor der Premiere. Bekanntlich hatte Markus Poschner zehn Tage vor der Premiere die musikalische Leitung von Cornelius Meister übernommen. Meister, der ursprünglich für den „Tristan“ vorgesehen war, übernahm dafür den kompletten „Ring“-Zyklus für den erkrankten Pietari Inkinen. Im Schnelldurchlauf habe er dem neuen Dirigenten seine Sichtweise erklärt, sagte Roland Schwab. Glücklicherweise habe es da nicht nur Schnittmenge, sondern sogar eine gemeinsame Basis gegeben. Irgendwie sei es aber schon so gewesen, „als ob man den K2 hochgeht und der Partner wird kurz vor dem Gipfel mit dem Heli abgesetzt“, so der Regisseur.

Text und Bild: Stephan Herbert Fuchs

Roland Schwab und Ina Besser-Eichler im Gespräch im Kammermusiksaal